„Die Villa rustica ist Zeugnis der römischen Spuren in der Geschichte Oftersheims – und es sind keine unbedeutenden, die uns hinterlassen wurden“ – mit diesem Kurzfazit könnte man in wenigen Worten den Vortrag von Dr. Mathilde Grünewald zusammenfassen. Die einstige Direktorin des Museums der Stadt Worms ist heute noch in ihrem Spezialgebiet, der provinzialrömischen Archäologie aktiv und berät das Mannheimer Museum. Anlässlich der 1250-Jahrfeier konnte die Gemeinde sie für diese sommerliche Führung über die Felder Oftersheims gewinnen. "Sie ist ein wahrer Glücksfall für unsere Gemeinde", freut sich daher auch Bürgermeister Jens Geiß, "denn sie hat die Fundstücke gesichtet und damit unsere Geschichte für uns greifbar gemacht."
Rund 80 Geschichtsinteressierte, darunter auch einige Gemeinderäte, waren gekommen, um bei einer Exkursion auf den nicht mehr sichtbaren Spuren römischer Geschichte nahe dem Bachmayerhof zu wandeln und den spannenden und charmant vorgetragenen Ausführungen von Dr. Mathilde Grünewald über das römische Leben, Gepflogenheiten und Politik zu lauschen. „Eine Villa rustica ist ein römisches Landhaus, ähnlich einem Bauernhof. Ein anständiger Römer führte einen Bauernhof. Händler waren kein standesgemäßer Umgang“, führte Mathilde Grünewald aus. „Die Oftersheimer Villa rustica muss eine sehr schöne und große gewesen sein. Daraus lässt sich schließen, dass der Eigentümer, der sich hier damals niederließ und sie bewirtschaftete bzw. bewirtschaften ließ, nicht unbedeutend war und sicher nicht ständig hier wohnte. Er könnte ein Stadtrat in Ladenburg, Worms oder Speyer gewesen sein“, referierte sie weiter.
Es habe – so Grünewald – Fußboden- und Wandheizung gegeben, die Wände seien kunstvoll bemalt gewesen. Nachbildungen seien derzeit in den Reiss-Engelhorn-Museen (REM) in Mannheim zu bewundern, wo sich eine Abteilung der Ausstellung der Weltkulturen der Oftersheimer Villa rustica widme. Doch irgendwann sei der Tag gekommen, an dem das Hofgut aufgegeben worden sei. "Es machte keinen Sinn für Germanen, Gebäude zu zerstören", widersprach sie Vermutungen von Brandschatzungen. "Der Mann ging einfach weg und hatte sicherlich noch andere Latifundien", bemerkte die Archäologin mit Blick auf den damaligen Wandel der Zeit.
Warum die in den 60er Jahren begonnenen Grabungen hier draußen eingestellt wurden und weshalb die vielen zu Tage geförderten Fundstücke für viele Jahrzehnte in den Tiefen der Keller der REM verschwanden, bleibt Dr. Mathilde Grünewald bis heute ein Rätsel. Sie möchte sie nach und nach sichtbar machen. Außerdem hat sie ein Buch verfasst mit dem Titel „Ein Hauch von Rom – Schätze in den Mannheimer Sammlungen“, erhältlich in den REM. Zum Abschluss bedankte sich Bürgermeister Jens Geiß Frau Dr. Grünewald für die interessante Reise zurück in die Römerzeit mit einem Präsent der Gemeinde.