Der Lorscher Codex aus dem Kloster Lorsch gilt als das Grundbuch der Region. Wer um sein Seelenheil fürchtete, vermachte einst sein Eigentum an die Abtei. Eine solche gute Tag galt gewissermaßen als Versicherung beim jüngsten Gericht. Die Geschichte stand im Mittelpunkt des Vortrags "Das Lorscher Erbe" von Dr. Hermann Schefers, Leiter des UNESCO-Weltkulturerbes Kloster Lorsch.
Zu der Vortragsveranstaltung hatten die Jubiläumskommunen Oftersheim und Schwetzingen gemeinsam eingeladen. Beide wurden vor 1250 Jahren erstmals urkundlich im Lorscher Codex erwähnt (im 15. Regierungsjahr Pippins, dem Vater Karls des Großen). Der Rose-Saal war fast bis auf den letzten Platz besetzt. Bürgermeister Jens Geiß konnte unter den Besuchern auch die Bürgermeister im Ruhestand, Helmut Baust und Siegwald Kehder, nebst Ehefrauen begrüßen.
In Schwetzingen vermachte Agana ihren gesamten Besitz ans Kloster, in Oftersheim schenkte das Ehepaar Ruitpert und Tietrad den Hörigen Wolfin mit seiner Gemahlin und die bewirtschaftete Hofstelle. Genau genommen ging die Schenkung aber nicht an das Kloster direkt, sondern an den Heiligen Nazarius, dessen Gebeine im Kloster ruhten. Ohne solche Reliquien konnte damals kein Kloster gebaut werden, erläuterte Dr. Schefers.
Solche Schenkungen waren gerade um das Jahr 766 nach Christus sehr beliebt und mussten vor Ort im Kloster Lorsch bezeugt und beurkundet werden. Warum Oftersheim dabei im Gegensatz zu Schwetzingen oder Plankstadt der Kirchheimer Mark zugerechnet wurde, ist bislang nicht klar.
Das Seelenheil war allerdings nur die eine Motivation. Die andere war, dass das Kloster Lorsch wenig später zum Königskloster unter Karl dem Großen wurde und damit persönliche Bindungen und politische Interessen in der karolingischen Gesellschaft eine große Rolle spielten.
Es war ein interessanter historischer Vortrag, der einen kleinen Einblick in längst vergangene Zeiten erlaubte. Eine kleine Überraschung im hier und jetzt hatte Bürgermeister Jens Geiß auch noch parat: Wer auf seiner Eintrittskarte die passenden Zahlen hatte, konnte eine Flasche Jubiläumsbier gewinnen. Drei Gewinner fanden sich, einer davon war übrigens Pfarrer Friedbert Böser.