Fast hätte sie es geschafft. Am vergangenen Samstag war Malaika Mihambo die zweitjüngste Starterin beim Qualifikationsspringen der Weltmeisterschaft in Moskau. 6,58 Meter wären nötig gewesen, um in das ersehnte Finale zu kommen. Am Ende blieb Malaika mit 6,49 Metern nur neun Zentimeter unter dieser Weite, ebenso wie ihre Teamkollegin Lena Malkus (SC Preußen Münster; 6,49 m). Sosthene Taroum Moguenara (TV Wattenscheid 01), auch im deutschen Team, erreichte mit 6,63 Meter einen Platz im Finale am Sonntag, wo sie allerdings nicht mehr über 6,42 Meter hinauskam und damit Zwölfte wurde. Weitsprunggold gewann Brittney Reese (USA) mit 7,01 Metern.
Malaika stand mit der in diesem Jahr erzielten Bestweite von 6,70 Metern in der Meldeliste auf Rang 23. Nach drei Sprüngen verließ sie als Achtzehnte der Qualifikation der weltbesten Weitspringerinnen das Lushniki-Stadion in Moskau. Damit endete ihr erster internationaler Auftritt für die A-Nationalmannschaft zwar früher als gewünscht, aber durchaus mit einem respektablen Ergebnis.
Ein Grund für anfängliche Startschwierigkeiten mag die herausfordernde Situation gewesen sein. Ungewohnte 40 Minuten Callroomzeit zwischen Aufwärmplatz und Einspringen im Stadion erschwerten ihr den Einstieg in den Wettkampf. Parallel zum Weitsprung lief außerdem die Entscheidung im 10.000 Meter Finale unter dem tosenden Applaus der 80.000 Zuschauer. Und das alles kurz vor der Eröffnungsfeier, die im Anschluss an die Wettbewerbe des ersten Tages unter strengsten Sicherheitsvorkehrungen stattfinden sollte, denn der russische Präsident Putin wurde erwartet.
Mittendrin in diesem Trubel der erste Versuch von Malaika, in dem ihr vielleicht wegen dieser Einflüsse das Gefühl für den gewohnten Ablauf fehlte. Die Folge: Sie kam viel zu weit vor dem Absprungbalken an und lief durch.
Der betreuende Bundestrainer korrigierte Malaikas Anlauf, doch es half nichts. Im zweiten Versuch musste sie mit dem falschen Fuß abspringen und konnte damit nur magere 5,55 Meter erzielen. Nach den missglückten beiden ersten Versuchen stieg die Anspannung. Erst ein Anruf des Bundestrainers beim Heimtrainer Ralf Weber in Oftersheim brachte den gewünschten Erfolg. Sie sprachen sich kurz über die Korrektur des Anlaufs für den letzten Versuch ab. Jetzt traf Malaika zumindest das Brett, wenn auch nicht ganz optimal. Mit 6,49 Metern konnte sie noch beweisen, dass sie zu Recht für die WM nominiert wurde.
Genau diese Situation, dass der Heimtrainer nicht vor Ort betreuen durfte, weil der DLV Akkreditierungen in der Regel nur an Trainer von Medaillenkandidaten vergibt, hatte der Coach des TSV Oftersheim zuvor kritisiert und vergeblich versucht, eine offizielle Genehmigung zur Betreuung zu erhalten. Bei jedem der internationalen Wettkämpfe im Jugend- und Juniorenbereich, sei es in Moskau (2010), Lille (2011), Barcelona (2012) oder Rieti (2013), war Weber bislang dabei gewesen, immer mit offiziellem Zugang für die Coaching-Zone.
„Optimale Korrekturen aufgrund der Kenntnis der Besonderheiten im Bewegungsablauf eines einzelnen Athleten setzen eine intensive Zusammenarbeit zwischen Trainer und Athlet voraus, die hier nicht gegeben war“, bemängelt Weber die fehlende Flexibilität des DLV. „Da tut man auch den Bundestrainern keinen Gefallen.“
Ausgerechnet im ersten Wettkampf bei den Aktiven erfolgte nun die Umstellung auf den zukünftig zuständigen und in Moskau betreuenden Bundestrainer, mit dem Malaika bislang fast gar nicht in Kontakt kam. Er wird sie erst im Herbst trainieren, wenn sie von den Jugendlichen in die Klasse der Aktiven und damit in den B-Kader übergeht. „An diesem Punkt der Betreuung durch die Trainer fehlt mir seitens des DLVs ein vernünftiges Konzept zu einem gleitenden Übergang der Jugendlichen in die Aktivenklasse. Trotzdem fand ich es natürlich gut und richtig, dass der DLV dem Nachwuchs diese Chance gegeben hat“, meint Weber und ist sich sicher: "Für Malaika war es ein enormer Erfahrungsgewinn und damit ein weiterer Schritt nach vorne. Nun müssen wir eben schauen, dass Malaika nächstes Jahr bei der EM in Zürich zu den Medaillenkandidatinnen gehört, dann haben wir das Problem nicht mehr“, erklärt der Trainer schmunzelnd.
Ein Blick in die Statistiken zeigt: Lediglich drei der Springerinnen, die in Moskau in der Qualifikation am Start waren, sprangen mit 19 Jahren schon weiter als die Oftersheimerin. Das beste Weitsprungalter hat die Athletin der LG Kurpfalz also noch vor sich.