Seit gestern weilt Malaika Mihambo mit den deutschen U20-Leichtathleten in Rieti. In der italienischen Stadt finden ab Donnerstag die U20-Europameisterschaften statt, wo die Weitspringerin aus Oftersheim auf jeden Fall den Endkampf erreichen möchte. Heute wird sie noch einmal hart trainieren, dann werden die Glykogenspeicher aufgefüllt. Insgeheim hofft sie auf eine Medaille, doch zu viele Gedanken an die Platzierung verschwendet die 19-Jährige nicht. "Ich baue mir keine Luftschlösser", sagt sie vor der Abfahrt im Gespräch mit unserer Zeitung.
Das lenke nur unnötig ab. Sie kann sich noch gut erinnern, wie groß die Aufregung bei ihrem ersten großen internationalen Ereignis, der U18-WM, war. Doch mittlerweile hat sie Erfahrungen bei großen Wettkämpfen mit vielen Zuschauern sammeln können, und ein Blick auf die Weltrangliste verrät, dass Mihambos Chancen nicht schlecht stehen, schließlich ist in diesem Jahr nur die Ukrainerin Marina Bekh mit 6,78 Metern weiter gesprungen.
Mihambo stellte ihre persönliche Bestleistung in Weinheim mit 6,61 Metern auf. Windunterstützt kam sie auf 6,80 Meter. Damit hätte sie sogar die Norm für die Weltmeisterschaften der Frauen in Moskau (6,75) geschafft. Sie nahm das jedoch nicht weiter tragisch. "Ich bin ja noch jung, ab nächstem Jahr gehöre ich erst einmal zur U23", meint die hoch talentierte Athletin.
Trainer Weber fliegt mit
Malaika Mihambo - ihr Vater stammt aus Sansibar (Tansania), ihre Mutter ist Deutsche - begann im Alter von acht Jahren mit der Leichtathletik. Zuvor hatte sie Turnen, Ballett und Judo gemacht. Ihr erster Trainer war Reinhold Zech, seit dem elften Lebensjahr ist es Ralf Weber, der auch in Rieti dabei sein wird. Mihambo machte zunächst Mehrkampf, sie war über die Hürden sowie im Hoch- und Weitsprung sehr gut. Mit 16 fiel dann die Entscheidung, sich auf den Weitsprung zu konzentrieren. "Der Mehrkampf hat mich nicht mehr so gereizt", sagt Mihambo, die vor allem die Quälerei über 800 Meter nicht mochte.
Und dann war da noch eine plötzliche Blockade im Hochsprung, wo sie immerhin eine Bestleistung von 1,78 Meter erzielt hat. Sie bekam Respekt vor der Latte, wenn diese in Augenhöhe lag und lief daran vorbei.
2010 gelang ihr der erste Sechsmetersprung, mit 6,17 lag dieser gleich weit über der gewünschten Sechsmetermarke. 2011 folgte die U18-WM, wo sie den Endkampf verpasste. Gleiches passierte ein Jahr später bei der U20-WM in Barcelona.
2013 verlief bisher sehr gut. Nach mäßigem Auftakt mit 6,18 Metern in Weinheim sprang sie zwei Wochen später bei der Kurpfalzgala an gleicher Stelle erst 6,59, dann 6,61 Meter. Bei den deutschen U23-Meisterschaften in Göttingen wurde sie mit 6,36 Metern Zweite, bei der Junioren-Gala in Mannheim gewann sie mit der Weite von 6,46 Meter. Bei den Aktiven wurde sie immerhin Vierte.
Olympische Spiele als Fernziel
Mihambo beeindruckt mit ihrer Leichtfüßigkeit. Ihre Schnelligkeit hilft ihr beim Anlauf enorm. "Über Schnelligkeit und Kraft kann man beim Weitsprung viel herausholen", erklärt die Studentin. Natürlich spielt auch stets der Wind eine entscheidende Rolle. So wie bei den deutschen Meisterschaften der Frauen in Ulm. Dort blies der Wind aus den verschiedensten Richtungen. Drei Zentimeter fehlten Mihambo (6,50) schließlich zu Bronze. Die zuvor aufgetretenen Anlaufprobleme waren verflogen, so dass Bundestrainerin Annett Stein recht zufrieden war. Verbesserungspotenzial gibt es noch bei der Landung.
Malaika Mihambos großes Ziel sind die Olympischen Spiele 2016 in Rio de Janeiro. "Momentan sieht es ganz gut aus", findet die Oftersheimerin. Die A-Norm von etwa 6,75 Metern ist in Reichweite.
© Schwetzinger Zeitung, Dienstag, 16.07.2013