Mit dem Glockengeläut der Kirchen wurde die Gedenkfeier des diesjährigen Volkstrauertages eröffnet, zu der Bürgermeister Helmut Baust am Sonntag, 17.11.2013, alle Mitbürgerinnen und Mitbürger in die Friedhofshalle geladen hatte.
Nach einleitenden Worten der Begrüßung verdeutlichte das Ortsoberhaupt die Bedeutung des Volkstrauertages. Bürgermeister Baust bedauerte, dass aus der Vergangenheit nicht gelernt wurde und auch heute noch Krieg und Terrorismus gegenwärtig sind. Dabei verdeutlichte er mit den Worten von Wilhelm von Humboldt „Nur wer die Vergangenheit kennt, hat eine Zukunft“ wie wichtig es vor allem für die junge Generation ist, sich der Vergangenheit bewusst zu sein und sich für den Frieden und die Wahrung der Menschenrechte einzusetzen.
Auch in diesem Jahr wurde die Gedenkansprache mit eindringlichen Worten von Herrn Friedrich Vobis gehalten.
Musikalisch umrahmt wurde die Feier durch die Beiträge des Musikvereins, unter der Leitung von Andreas Schnell, mit „Über allen Gipfeln ist Ruh“, „Meinem Jesum lass ich nicht“ und dem bekannten Stück „Ich hatt’ einen Kameraden“. Der Chor des Sängerbundes Liederkranz, geführt durch Fritz Kappenstein, sang die Lieder „Über den Sternen“ und „Heilig, heilig, heilig“.
Schülerinnen der Theodor-Heuss-Schule gedachten der Opfer von Krieg und Terrorismus und brachten sich mit einem Fürbittengebet ein, das sie mit ihrer Lehrerin, Frau Hillebrandt-May, einstudiert haben.
Im Anschluss an die Feierstunde fand durch Bürgermeister Baust und den VdK die Kranzniederlegung am Ehrenmal statt. In stillem Gedenken hielten die Mitglieder der freiwilligen Feuerwehr und des Deutschen Roten Kreuzes Ehrenwache.
An dieser Stelle sei nochmals allen Mitwirkenden zum Gelingen der diesjährigen Gedenkfeier anlässlich des Volkstrauertages gedankt.
Gedenkansprache zum Volkstrauertag 2013 von Herrn Friedrich Vobis
Liebe Mitbürgerinnen und Mitbürger,
im vergangenen Jahr habe ich an dieser Stelle versucht, eine knappe Übersicht darüber zu geben, wie sich in vielen Teilen der Welt durch die Trauertage eine Kultur nicht des Hasses, sondern des Gedenkens ausgebreitet hat, die einen wesentlichen Einfluss auf das Versöhnen der Völker ausübt. Könnten wir nun heute sagen, die Welt sei in den letzten 365 Tagen friedlicher geworden? Ich weiß es nicht und kann es messbar auch nicht beurteilen. Informationen aus den Medien lassen wohl eher auf das Gegenteil schließen.
Ganz gleich, ob in Europa, Afrika, Asien oder wo immer auf der Welt – die meisten Menschen wünschen sich nichts sehnlicher, als in Frieden leben zu können. Niemand möchte, dass Eltern, Kinder oder Freunde in einem Krieg verwundet oder gar getötet werden.
In Afghanistan war es zuerst gar kein offizieller Krieg und doch musste unsere Bundeswehr dort bitterste Opfer erfahren. In Mexiko gibt es Tausende Tote durch rivalisierende Drogenkartelle. Im Nahen Osten riskieren Menschen Leib und Leben, um skrupellose Machthaber durch demokratische Strukturen zu ersetzen. In nicht wenigen Staaten Afrikas gehört das Morden und Raubschatzen zur Tagesordnung und führt zu lebensgefährlichen Fluchtbewegungen.
Alle diese Kriege forderten und fordern noch viele Opfer und der Frieden ist da noch weit weg. Für die einen ist Frieden, wenn sie nicht jeden Tag heftigen Streit zwischen den Eltern, Familienangehörigen oder mit dem Nachbar erleben müssen. Andere sind über die Zerstörung der Umwelt empört und fordern Frieden für die Natur. Wieder andere denken, dass Hunger und Armut den Frieden unmöglich machen. Für Graf Stauffenberg, die Geschwister Scholl oder andere Menschen im Widerstand vor 70 Jahren hatte der Frieden wieder eine andere, noch größere Dimension.
Am Volkstrauertag gedenken wir der Opfer von Krieg und Gewalt in Vergangenheit und Gegenwart. Wer diesem Tag keinen Platz mehr einräumen will, den sollte man daran erinnern, dass es in der Geschichte der Menschheit niemals so viele Opfer von Kriegen, Verfolgung, brutaler Gewalt und Terroranschlägen gab wie im vergangenen Jahrhundert.
Zudem unterscheidet sich der Zweite Weltkrieg von vorherigen Kriegen durch die planmäßig durchgeführte Vernichtung von Millionen von Menschen. Wir gedenken deshalb heute der 10 Millionen Toten des Ersten sowie der über 55 Millionen Toten des Zweiten Weltkrieges. 55 Millionen, das bedeutet, dass in jeder Minute 17 Menschen den Tod erleiden mussten.
Wir gedenken unserer gefallenen Soldaten ebenso wie der vielen Millionen Opfer der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft. Und wir gedenken derjenigen, die bei der Flucht oder in Folge von Vertreibung aus ihrer angestammten Heimat ihr Leben lassen mussten.
Welche Verantwortung erwächst uns und für die Nachfolgegeneration aus den Schrecken der NS-Diktatur, d. h. auch für die jüngeren Mitbürger, die damals noch gar nicht geboren waren? Etwa, dass wir nicht gleichgültig hinnehmen, dass Gewalt auch im jetzigen Jahrhundert nach wie vor weltweit verbreitet ist, dass Menschen nach wie vor Opfer von Krieg, Verfolgung, Vertreibung und Terror werden. Wissen und anerkennen wir, in welchem freiheitlichen Staat wir leben? Wir trauern heute mit den Familien der gefallenen Soldatinnen und Soldaten. Wir fühlen mit den Angehörigen, die in ihrer Mitte einen Menschen haben, der aus dem Einsatz schwer verwundet an Leib oder Seele zurückgekehrt ist.
Der Volkstrauertag mahnt uns jedes Jahr, Lehren aus den Schrecken der Geschichte zu ziehen. Zumindest auf unserem Kontinent scheint dies gelungen zu sein. Völkerverständigung und Freundschaft haben in den vergangenen 68 Jahren den Krieg für uns etwas undenkbar Fernes werden lassen.
Lassen Sie uns deshalb die Chance zum Dialog nutzen, damit vor allem die Jugend erfährt, wie es damals war. Es ist gut, gegen den Krieg zu sein. Es ist aber noch besser, etwas für den Frieden in der Welt zu tun.
Wir wollen daher heute den Blick auf diejenigen lenken, die sich in vielfältiger Weise für den Frieden einsetzen, sei es der Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge, seien es die Kirchen, Friedensbewegungen, Flüchtlingsorganisationen, Patenschaftsvereine für Entwicklungsländer oder kommunale Partnerschaften über Ländergrenzen hinweg.
Frieden gründet in guter Nachbarschaft. Die Versöhnung mit den ehemaligen Kriegsgegnern, insbesondere mit Frankreich, erfolgte aus der beiderseitig tiefen Einsicht heraus, dass die Staaten in Europa nur miteinander eine Zukunft haben. Der Aussöhnung im Westen folgte, nach dem Fall des Eisernen Vorhangs und nach der wiedergewonnenen deutschen Einheit, der politische Wandel im Osten mit neuen Partnerschaften, z. B. mit Polen, Weißrussland, Russland, der Ukraine und anderen Staaten des ehemals sowjetischen Machtbereichs.
Wir Deutsche stellen uns der Verantwortung, aktiv einzutreten für die Achtung vor dem Leben, für freiheitliche Demokratie sowie für die Erhaltung von Sicherheit und Frieden. Viele von uns, vor allem junge Menschen, leisten Entwicklungsarbeit in armen Ländern, wir helfen bei Naturkatastrophen und entsenden Polizeibeamte und die Bundeswehr in Regionen, wo Frieden und Freiheit erst noch durchgesetzt werden müssen.
Unser Dank sollte heute nicht nur dem Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge gelten, sondern auch all jenen Menschen, die ihn aktiv unterstützen. Gleicher Dank gilt aber auch unseren Soldatinnen und Soldaten sowie allen anderen, die sich, in welcher Form auch immer, für den Frieden engagieren. Von Theodor Heuss stammen die Worte: „Sorgt ihr, die ihr noch im Leben steht, dass Frieden bleibe. Frieden zwischen den Menschen, Frieden zwischen den Völkern“.