Auch nach über 30 Jahren ist der „Tag des Waldes“ eine attraktive Veranstaltung mit Niveau und Anziehungskraft. Diesen Beweis trat das traditionsreiche Fest am vergangenen Sonntag, 12.09.2010, in beindruckender Manier an. Bei herrlichem Sonnenschein kamen am Sonntagmorgen zahlreiche Kirchgänger zur Grillhütte und feierten in Gottes freier und schöner Natur einen Festgottesdienst, den Pfarrerin Janine Denk von der evangelischen Kirchengemeinde und Pastoralreferent Benno Müller von der katholischen Pfarrgemeinde gemeinsam zelebrierten. Im Mittelpunkt der Gebete und der Predigt stand selbstverständlich das Veranstaltungsmotto „Alter Wald – voll das Leben“. Benno Müller ging auf die mannigfaltigen wichtigen Funktionen und Aufgaben der Bäume ein: Bäume – egal ob alt oder jung – tragen Früchte, die uns Menschen als Nahrung dienen, sie geben Schatten und Schutz, sie halten den Boden fest und geben ihm Halt, sie sind Lebensraum für viele Tiere und ihr Holz wird von uns Menschen zu Möbeln, Kraftstoff oder zum Heizen verwendet. Er forderte dazu auf, mit gutem Beispiel auch im täglichen Leben zur Bewahrung der Schöpfung und zum Erhalt der natürlichen Lebensgrundlagen beizutragen und Natur- und Umweltschutz zu leben. Der Gottesdienst wurde in bewährter schöner Weise von den Chören der Kirchengemeinden und vom evangelischen Posaunenchor musikalisch umrahmt.
Für die passende akustische und optische Bereicherung sorgte danach und als Verknüpfungselement zum offiziellen Programm der Jagdhornbläserkreis „Hubertus“ aus Heidelberg unter der Leitung von Herbert Maier.
Der Vorsitzende des Vereinskartells, Wilhelm Schel, eröffnete mit seinen Grußworten offiziell den informativen und unterhaltsamen Teil der Veranstaltung und begrüßte dazu zahlreiche Ehrengäste, allen voran mit besonderer Freude den Landesforstpräsidenten Max Reger, die beiden Ehrenbürger Bürgermeister i.R. Siegwald Kehder und Altgemeinderat Rudolf Uebelhör, die Vertreter des Kreisforstamtes als Mitveranstalter (Forstdirektor Sebastian Eick, Forstamtmann Andreas Kolb, Forstoberinspektorin Ulrike Riedl), die SPD-Landtagsabgeordnete Rosa Grünstein, Kreisrat Janfried Patzschke und zahlreiche Gemeinderäte. Die Ausführungen von Wilhelm Schel widmeten sich dann den Mitwirkenden und Mitverantwortlichen mit besonderer Dankbarkeit. Dazu zählte nicht nur die Jagdhornbläsergruppe, die Vereine der Festbewirtschaftung (TSV 1895, Sportgemeinschaft, Ringerverein, Gesangverein Germania, Sängerbund Liederkranz, ASV „Schleie“, Förderkreis Wildgehege) waren ebenso in die Dankesworte einbezogen wie die beiden Kirchengemeinden sowie die zahlreichen Helfer und Verantwortlichen im Vereinskartell, bei Feuerwehr, DRK und der Polizei für den Veranstaltungsschutz.
Bürgermeister Helmut Baust blickte in seinen Grußworten kurz zurück. Er hob die Bedeutung des Waldes mit seinen vielseitigen und wichtigen Funktionen und Beiträgen zur Vermeidung eines gravierenden Klimawandels hervor. Die Menschen müssten immer wieder auch und besonders am Tag des Waldes für einen sorgsamen Umgang mit Wald und Natur sensibilisiert werden. Seine besondere Freude brachte der Bürgermeister über den Besuch von Landesforstpräsident Max Reger, dem obersten Dienstherren der Forstbediensteten in Baden-Württemberg. In den Dank des Bürgermeisters einbezogen wurden selbstverständlich die Verantwortlichen des Forstamtes, allen voran Sebastian Eick, Andreas Kolb und Ulrike Riedl, sowie alle Helfer und Organisatoren in Kirchen, Vereinen, Organisationen und im Hintergrund. Er schloss mit der Hoffnung auf ein gutes Gelingen und lehr- und erlebnisreiche Stunden beim „Tag des Waldes 2010“.
Aus Baden-Baden angereist war Landesforstpräsident Max Reger, der sich bodenständig und humorvoll präsentierte und in seinem interessanten Redebeitrag das Alt- und Totholzkonzept – ein Gemeinschaftsprojekt der Forstlichen Versuchs- und Forschungsanstalt Baden-Württembergund der Landesanstalt für Umwelt, Messungen und Naturschutz Baden-Württemberg vorstellte. „Der Wald ist mehr als die Summe seiner Bäume“, betonte der Landesforstpräsident zu Beginn seiner Rede. „Nirgendwo wächst so viel Holz in Europa wie bei uns in Baden-Württemberg“, hob er weiter hervor. Würde man alles Holz auf Langholz-Lkws laden, würde der Konvoi immerhin fünfmal um den Äquator reichen. „Mehr als 22.000 Betriebe und 200.000 Menschen leben in unserem Land vom Holz, jeder fünfte Baden-Württemberger hält sich jeden Tag im Wald auf“, erläuterte er weiter.
Die heutige Waldbewirtschaftung – so Reger – müsse vielen Anforderungen gerecht werden. Neben der Erzeugung des Rohstoffes Holz müsse sie sicherstellen, dass der Wald auch die aus der Schutz- und Erholungsfunktion resultierenden Ansprüche nachhaltig erfüllen könne. Gerade bei der Gewährleistung der Schutzfunktion handele es sich nicht "nur" um ein gesellschaftliches Bedürfnis, das die Menschen an den Wald stellten. Vielmehr gehe es um den langfristigen Erhalt unserer Lebensgrundlagen. Um dieses Ziel im Rahmen des Konzepts der naturnahen Waldwirtschaft noch besser zu erreichen, sei das Alt- und Totholzkonzept entwickelt worden.
Welche Funktion das Alt- und Totholz übernimmt, konnten die Besucherinnen und Besucher auch im Zelt der Forstverwaltung an Holz- und lebendigen Exponaten sehen. Dort standen fachkundige Forstbedienstete zum Gespräch bereit. Auch eine Fahrradexkursion fand viele Gäste. Die Radtour, angeführt von Forstamtsleiter Sebastian Eick, Förster Andreas Kolb und Biologe Hans-Joachim Fischer, führte einmal rundherum um den Oftersheimer Golfplatz. Die Teilnehmer bekamen einen Überblick über das geboten, was die Natur entstehen ließ und entstehen lässt.
Auf dem Gelände rund um die Grillhütte herrschte unterdessen geschäftiges Treiben ob der vielen attraktiven und kreativen sportlichen, künstlerischen und kulinarischen Angebote. Der Kettensägenkünstler Daniel Halter aus Neckargemünd verwandelte im Laufe des Tages unter den Augen der Besucher einen massiven 200 kg schweren Holzklotz in einen stattlichen Wildschwein-Keiler. Die Skulptur wird künftig im Heimat- und Forstmuseum Unterschlupf finden. Ein Reh aus Pappe hingegen, welches die Kinder am Stand des Förderkreises Wildgehege bemalen konnten, darf im Rahmen des Weihnachtsmarktes auf einen neuen Besitzer hoffen – doch zuvor muss Geld geboten werden, um es zu erwerben. Mit seinem Stand und einem bunten Quiz punktete der Förderverein Wildgehege bei den kleinen Besucherinnen und Besuchern. Ebenso wie Waldpädagoge Mirko Klein und sein Team von der Firma Natur-Hautnah, Mannheim, die auf dem Feldherrenhügel einen Kletterparcours aufgebaut hatten und Schäfer Markus Waldmann, der die Schafweide dort betreute.
Der weitere Verlauf der Veranstaltung gestaltete sich gesellig und unterhaltsam, bei launigen Musik- und Tanzdarbietungen der Böhmerwaldgruppe, der Musikfreunde und des Musikvereins. Auch das kulinarische Angebot der Vereine war wie in der Vergangenheit sehr ansprechend, sodass manche Anbieter schon vor Veranstaltungsende „ausverkauft“ melden konnten.
Das Fazit der Gesamtveranstaltung war auch dank des tollen Wetters uneingeschränkt positiv. Das Fest war gut besucht und somit kann erneut der „Tag des Waldes“ als Erfolg angesehen werden.