Bei herrlichem Spätsommerwetter hatten sich am vergangenen Sonntag bereits in den frühen Morgenstunden viele Gäste zum ökumenischen Gottesdienst auf dem Festgelände an der Grillhütte eingefunden um sich von Pastoralreferent Benno Müller von der katholischen Pfarrgemeinde und vom evangelischen Pfarrer Martin Joos auf den bevorstehenden Tag einstimmen zu lassen. Musikalisch umrahmt wurde der Gottesdienst von den Kirchenchören der evangelischen Kirchengemeinde und der katholischen Pfarrgemeinde unter der Gesamtleitung von Rainer Ruhland und dem evangelischen Posaunenchor Oftersheim unter der Leitung von Simon Stephan. Wen wundert es, dass sich während dessen selbst das Wetter von seiner besten Seite zeigte, war es doch einer der Schwerpunkte der Predigt von Pfarrer Martin Joos, der nach der Begrüßung seiner „Open-Air-Gemeinde“ bestätigte, dass sich das Wetter selber mache und nicht Gott. Er befürchtete allerdings, dass es nicht mehr lange dauern würde, bis „wir“ auch noch das übernehmen würden und gab dabei seiner Hoffnung Ausdruck, dass „wir“ bis dahin noch einiges dazu gelernt haben sollten. Nachdem das letzte Kirchenlied verklungen und das Bläsernachspiel des Posaunenchors das Ende des Gottesdienstes ankündigte, machte sich schon die Jagdhornbläsergruppe aus Heidelberg bereit den „Tag des Waldes“ zünftig musikalisch zu begrüßen. Dabei kam neben dem akustischen Genuss auch die Optik nicht zur kurz. Mit ihren schneidigen Jagdröcken und den blank geputzten Jagdhörner war die Gruppe ein beliebtes Motiv für alle Fotografiebegeisterten.
Im weiteren Verlauf des Programms übernahm es der Vorsitzende des Vereinskartells, Herr Wilhelm Schel gerne, die anwesenden Ehrengäste aus Gesellschaft und Politik zu begrüßen sowie seinen Dank an alle Mitwirkenden und Verantwortlichen des „Tag des Waldes 2009“ auszusprechen. Dabei galt sein besonderer Gruß Ehrenbürger Siegwald Kehder mit Gattin und den Förstern des Kreisforstamtes, den Herren Eick, Volkland und Kolb, die mit ihren vielfältigen Programmbeiträgen wesentlich zum Gelingen dieses Tages beigetragen haben. Sein Wunsch nach schönen unterhaltsamen Stunden beendete seinen Vortrag.
Im Anschluss daran übernahm Bürgermeister Helmut Baust die Regie, der zu Beginn seiner Ansprache daran erinnerte, dass dieser „Tag des Waldes“ erstmals am 16. September 1979 durchgeführt wurde. Vor 30 Jahren sei die Idee entstanden, den Menschen unseres Raumes den Wert und die Bedeutung des Waldes und der Naherholung ins Bewusstsein zu rufen. Es sei die Zeit gewesen in der allgemein bei vielen Teilen der Bevölkerung ein Umdenken stattgefunden habe, ein Umdenken, dass wir mit den natürlichen Ressourcen, mit dem, was wir gemeinhin als unsere Lebensgrundlage ansehen oder unsere Umwelt nennen, anders umgehen müssten. Im Rahmen dieses „Tag des Waldes“ sollen Bürgerinnen und Bürger sensibilisiert werden für einen schonenden Umgang mit unserer Natur. Die jährlich wechselnden Sachthemen reichten vom „Wasserhaushalt“ über die „Tiere des Waldes“, den „Wald als Luftfilter“ bis hin zur „Waldwirtschaft“ und auch die für Oftersheim und diesen Raum so typischen „Dünenlandschaft“. Dieses Jahr sei nun ganz speziell der „Vogelwelt des Waldes“ gewidmet. Vor 30 Jahren hätten die Veranstalter mit dieser Veranstaltung Neuland betreten. Doch der Erfolg und die Resonanz in der Bevölkerung über die Gemeindegrenzen hinaus waren überragend, auch nach 30 Jahren mit unverändert großem Anklang. So gelte es heute nach 30 Jahren sozusagen den Initiatoren des „Tag des Waldes“ sehr herzlich Dank zu sagen für die Idee und den Mut eine derartige Veranstaltung ins Leben zu rufen, noch lange bevor man in Deutschland, in Europa, auf der ganzen Welt den Begriff „Agenda“ oder „Lokale Agenda“ kannte. An dieser Stelle seien einige Namen zu nennen, die verantwortlich zeichneten, dass dieser „Tag des Waldes“ ins Leben gerufen wurde. Dies sind der damalige Bürgermeister und heutige Ehrenbürger unserer Gemeinde Herr Siegwald Kehder, Herr Altgemeinderat Rudolf Uebelhör sowie die in der Zwischenzeit leider verstorbenen Herren Forstdirektor Egbert Gier und der damalige Vereinskartellvorsitzende Karl Widder. Ein ganz besonderer Dank gelte unserem „Gemeindeförster“, Herrn Forstamtsrat Gerd Volkland, der seit 1979 aktiv jeden „Tag des Waldes“ begleitet hat und sehr viel zur Programmgestaltung auch am heutigen Tag wieder beiträgt. Für seinen bevorstehenden Ruhestand wünschte er ihm alles erdenklich Gute und noch viele schöne Jahre ohne Stress und Hektik und dankte somit allen, die diesen „Tag des Waldes“ ins Leben gerufen haben und über viele Jahre hinweg diese Veranstaltung zu einem Höhepunkt im örtlichen kulturellen Leben werden ließen.
Im weitern Verlauf seiner Ansprache ging Bürgermeister Helmut Baust auf die heutige Bedeutung des Hardtwaldes ein. In früheren Zeiten habe er insbesondere zur Holznutzung gedient, heute sei er zusammen mit den Binnendünen für die hier lebenden Menschen ein sehr beliebter und bedeutender Erholungsraum. Er habe einen hohen Stellenwert, sei aber mehr als nur die Summe aller Bäume. Er bilde das natürliche Vegetationskleid unserer Landschaft, sei Lebensraum zahlreicher Tierarten, ist Wasserspeicher und sorgt für gutes Klima. Die Industrialisierung der letzten hundert Jahre trage erwiesener Maßen zum Klimawandel auf unserer Erde bei, den wir immer häufiger spüren. Denken wir an die sich häufenden und immer kürzeren Zeitabständen auftretenden Naturkatastrophen. Dieser Klimawandel sei auch eine Gefahr für den Bestand unserer Wälder. Wir müssen deshalb alles tun, unsere Wälder als Stabilisierungsfaktor zu schonen und zu erhalten und wir müssen nach wie vor für den schonenden Umgang mit dem Wald, für Fauna und Flora insgesamt Sorge tragen. Und weil das so sei, soll diese hervorragende Idee, einen „Tag des Waldes“ einmal im Jahr zu begehen, noch hoffentlich viele Jahre fortgesetzt werden. Dass diese Veranstaltung bei der Bevölkerung sehr gut ankomme, zeige der aktuell gute Besuch. Zum Schluss seines Vortrages nahm Bürgermeister Helmut Baust noch die Gelegenheit wahr, den Nachfolger von Herrn Volkland vorzustellen, mit dem er sich natürlich eine Fortsetzung der bisherigen guten Zusammenarbeit zwischen Gemeinde und Forst wünscht. Das neu gebildete Forstrevier „Hirschhaus“ wird künftig Herr Forstamtmann Andreas Kolb betreuen. Es reicht ungefähr von der Bahnlinie, entlang dem Hardtbach bis über die Autobahn nach Sandhausen und im Osten bis an die Feldgrenze.
Zum diesjährigen Motto: „Die Vogelwelt des Waldes“ leitete anschließend Diplom Biologe und Oberkonservator des Regierungspräsidiums Karlsruhe, Herr Ulrich Mahler über. In seinem Fachvortrag ging er speziell auf die „Vögel des Hardtwaldes“ ein. Die meist lockeren und warmen Kiefernwälder der Schwetzinger und Hockenheimer Hardt seien Lebensraum für eine ganze Reihe von typischen Waldvögeln, allen voran die Spechte. Wo Altbeständen Laubbäume beigemischt sind, lebe der größte von Ihnen, der Schwarzspecht. Aber auch Hohltaube und Waldkauz seien anzutreffen. Auch der primitivste Specht, der Wendehals, fände hier im trockenen Kiefernwald geeignete Habitate. Alte Kiefern böten mit ihren schirmartigen Kronen auch Greifvögeln Brutmöglichkeiten Neben dem altbekannten Mäusebussard gäbe es auch den viel weniger bekannten Wespenbussard und den Baumfalken. In offenen Bereichen, auf Blößen und Lichtungen lebe eine ganz spezielle Art, der Ziegenmelker. Ein weitgehend unbekannter, weil dämmerungs- und nachtaktiver Vogel.
Einen kurzen Einblick in die Inhalte des Ausstellungszeltes gab im Anschluss daran Oberforstrat Eick wobei er besonders auf die Möglichkeit hinwies, mit ein wenig handwerklichem Geschick Mosaik-Vogeltränken selbst zu basteln. Darüber hinaus waren Exponate zu den Themen „ „Die Vogelwelt des Waldes“, „Naturschutzprojekt Badische Binnendünen und „Pflege- und Entwicklungsplan des Flora-Fauna-Habitat-Gebiets Sandgebiete zwischen Mannheim und Sandhausen“. Der sich anschließende Fachvortrag beschäftigte sich dann mit den besonderen Pflegemaßnahmen der Oftersheimer Dünen, wie z.B. der Schafbeweidung. Mit geballtem Fachwissen der Herren Mahler, Eick und Kolb ging es dann auf dem Fahrrad in den Hardtwald. An mehreren Stationen erhielten die Teilnehmer detaillierte Informationen über die Vogelwelt im Hardtwald, untermalt von eingespielten Aufnahmen von Vogelstimmen und vielfältigem Bildmaterial, das die Fachmänner bereithielten. Diese interessante Tour endete schließlich am Wasserloch, einer früheren Wildtränke aus kurfürstlicher Zeit, die schon mehrfach nachgebaggert wurde wegen des hohen Trinkwasserverbrauchs, der den Grundwasserspiegel immer mehr absinken lässt. Dieses offene Grundwasser sei sehr wichtig für die Wildtiere biete aber auch die Gefahr der Verunreinigung.
Nach dieser interessanten Erkundungstour lockten natürlich die verführerischen kulinarischen Leckerbissen, die von den Oftersheimer Vereinen angeboten wurden und so konnte man nach der entsprechenden Stärkung zu einem geselligen Nachmittag mit optischer und akustischer Untermalung durch Tänzer der Böhmerwaldgruppe, durch den Musikverein und durch die Musikfreunde 1922 übergehen. Attraktion bei den jüngeren Besuchern war natürlich der Kletterparcours mit den unterschiedlichsten Klettermöglichkeiten. Hier konnte unter professioneller Anleitung das Aufseilen in schwindelnde Höhen, das Balancieren auf dem Niedrigseil oder sogar das freie Klettern mit der Sicherung am Baum erlebt werden.
Mit der Preisverleihung für die Gewinner des Vogel-Quiz endete schließlich ein schöner und erfolgreicher Tag, mit dem auch die für die Bewirtung zuständigen Vereine zufrieden sein konnten, die nahezu alle „Ausverkauft“ melden konnten und so blieb es Bürgermeister Helmut Baust vorbehalten nochmals allen Mitwirkenden und Organisationen, den zahlreichen fleißigen Helfern im Hintergrund in den beteiligten Vereinen, Organisationen und Kirchengemeinden sowie den für die Sicherheit und den Fahrdienst Verantwortlichen bei Polizei, Feuerwehr und DRK herzlich zu danken.