Wenn das Wetter der Maßstab gewesen wäre, hätte am vergangenen Samstag kaum von einem Freudentag gesprochen werden können. Doch der Maßstab für diesen Tag war weniger das Wetter denn die Zukunft. Konnte doch nach gerade einmal 16 Monaten Bauzeit und Investitionen von rund sechs Millionen Euro das Samariterhaus des Arbeiter-Samariter-Bundes (ASB) offiziell seiner Bestimmung übergeben werden. Inoffiziell geschah dies übrigens schon vor zwei Monaten, als am 15. August die ersten Bewohner einzogen.
„Für Menschen da sein sei das Ziel“ mit diesen Worten eröffnete Roland Weiß, Geschäftsführer des ASB Mannheim/Rhein-Neckar seine Rede zur Eröffnung des neuen Samariterhauses, das aufgeteilt in 56 Einzelzimmer und neun Doppelzimmer, Platz für 74 Menschen bietet. Und, so Weiß weiter, „auch 35 Vollzeitstellen schafft“. Keine Frage, ein Freudentag trotz der dunklen Wolken am Himmel.
Das sah auch Marianne Wonnay so, Mitglied des Landtages und Vorsitzende des ASB-Landesverbandes Baden-Württemberg. „Unsere Aufgabe ist es, Antworten auf den demographischen Wandel zu finden, und mit diesem Haus ist uns das ein weiteres Mal gelungen.“ Stolz erklärt sie den zahlreichen Eröffnungsgästen, dass das Oftersheimer Haus bereits das 50. dieser Art sei und ASB damit insgesamt 2814 Plätze für Menschen in Not bieten könne. Und die Entwicklung wird so weiter gehen. Schon in näherer Zukunft wird der ASB sein Platzangebot um weitere 850 Plätze erweitern. Wonnay betonte, dass es dazu keine Alternativen gebe. „Schon in weniger Jahren sind über 30 Prozent der Deutschen älter als 67 und das schafft ganz neue Probleme in Sachen Betreuung und würdigem Altwerden.“
Dem schloss sich Bürgermeister Helmut Baust an, für den dieses Samariterhaus ein wichtiger Mosaikstein im sozialen Netz Deutschlands darstellt. In seiner Rede betonte Baust vor allem den Aspekt wohnortnahe Betreuung. Für ihn ist es ein entscheidendes Merkmal in Sachen Qualität und würdigem Altern, wenn die Menschen in ihrer Heimatgemeinde, ihrem gewohnten Umfeld, bleiben können. Dies sei nicht nur für das Wohlgefühl der älteren Menschen etwas Schönes, wieder in der vertrauten Heimat zu sein, sondern auch für die Angehörigen, die in Oftersheim wohnen, sei diese Tatsache eine große Erleichterung.
Dass dies im Zuge einer immer mehr Flexibilität fordernden Gesellschaft und der auch damit einhergehenden Auflösung der Großfamilie immer schwieriger werde, verstehe sich von selbst und so bleibe im Endeffekt nur die Gesellschaft als Ganzes, um eine Betreuungsstruktur für die Zukunft aufzubauen. Aufgrund dieser Entwicklung sei es umso erfreulicher – so Baust – dass der Bezug des Pflegeheims in den ersten Wochen so gut angelaufen sei. Dies zeige die Richtigkeit und Wichtigkeit dieser Entscheidung, die in den Anfängen durchaus auch kritisch begleitet worden sei.
Ausdrücklich bedankte sich das Gemeindeoberhaupt beim Architekturbüro und Bauträger „Pfeil Projektentwicklung“, der das Haus nicht nur nach Kosten verwirklichte, sondern auch darauf achtete, dass sich die Menschen hier wohl fühlen können.
Stefan Kern, Rhein-Neckar-Zeitung