Alle fünf Jahre treffen sich die Gemeinderäte der Partnergemeinden Weinböhla und Oftersheim jeweils in ihren Gemeinden. Nun waren die „Sachsen“ an der Reihe. Sie waren hervorragende Gastgeber und boten den Oftersheimern drei tolle Tage. Neben einem Informationsaustausch standen freundschaftliche Gespräche im Mittelpunkt.
Die Partnerschaft trägt Früchte. Das war schon bei der Begrüßung im Zentralgasthof festzustellen, wo Weinböhlas Bürgermeister Reinhart Franke die Oftersheimer herzlich bei Kaffee und Kuchen begrüßte und ein umfangreiches Programm für die drei Tage vorstellte. „Wir kommen vom Regen in den Sonnenschein“ antwortete Oftersheims Bürgermeister Helmut Baust, der es nicht versäumte, Bürgermeister Reinhart Franke zur Wiederwahl zu gratulieren.
Nach dem ersten Rundgang im Zentralgasthof, dem Schmuckstück der Gemeinde, der St. Martinskirche, folgte eine Rundfahrt durch den Ortskern, Haltepunkt, Bibliothek, Hauptstraße, wo sich erfreulich viele Geschäfte angesiedelt haben, zum Waldhotel, wo die Oftersheimer einen mehr als angenehmen Aufenthalt genossen.
Nach einem erlebnisreichen Besuch in Dresden mit Weinböhlaer Freunden erinnerte Reinhart Franke beim abendlichen Beisammensein im Waldhotel an den Besuch in Oftersheim im letzten Jahr und freute sich, dass die Treffen keine Anlaufzeit benötigen und die Partnerschaft einfach Früchte trägt. Man fühle sich gleich wie unter echten Freunden.
Helmut Baust bedankte sich bei seinem Kollegen und den Weinböhlaer Ratsmitgliedern und stellte fest, dass man nach fünf Jahren immer große und erfreuliche Veränderungen feststellt. Für ihn persönlich war es eine Freude an diesem Abend auch die ehemalige Kämmerin Karin Lamer zu sehen, mit der er 1991 als Kämmerer erste Kontakte hatte, und schmunzelnd feststellte, dass es daher eigentlich kein Wunder sei, dass sich Weinböhla so gut entwickelt hat. Baust betonte, dass man die Freundschaft zwischen den beiden Gemeinden unbedingt erhalten und ausbauen soll. Bei den sich anschließenden Gesprächen an den gemischten Tischen lernten vor allem die Gemeinderäte, die erstmals in Weinböhla mit dabei waren, ihre Kollegen kennen.
Angeregte Gespräche gab es dann am Samstagabend im Zentralgasthof, der 1899/1900 gebaut wurde. Die stetige Entwicklung des Zentralgasthofs zu einer überregional bekannten und beliebten Kultur- sowie gastronomischen Einrichtung, streifte Franke ebenso wie die Schließung 1982 und den 1996 erfolgten Kauf durch die Gemeinde.1997 begannen die umfangreichen Restaurierung und Sanierung bis 1999 sich die Türen wieder öffneten. Seitdem bildet der Zentralgasthof den kulturellen Mittelpunkt der Region. Die 18-jährige Partnerschaft mit vielen Begegnungen – so Franke – sei in Bildern festgehalten und deutete auf eine PowerPoint-Präsentation, die alle bisherigen Ausflüge bildlich dokumentierte. Er ging auf den reibungslosen Generationswechsel von Siegwald Kehder zu Helmut Baust ein und freute sich, dass auch die Junggemeinderäte die herzlich entstandene Partnerschaft nun hautnah verfolgen können. Franke wies aber auch auf unangenehme Punkte hin – so die zunehmenden Verwüstungen in der Gemeinde vornehmlich durch Jugendliche und die Tatsache, dass einige Bürger einfach gegen alles seien.
Ohne Neid habe man die gegenseitige Entwicklung verfolgt, meinte auch Bürgermeister Helmut Baust, der die fünfjährigen Treffs als wichtig bezeichnete, wobei man immer wieder feststellt, wie sich eine Gemeinde positiv entwickelt. Und so hatte das Oftersheimer Gemeindeoberhaupt nur Lob und Anerkennung für seinen Kollegen, den Gemeinderat und die Verwaltungsmitarbeiter parat und freute sich, dass Oftersheim ein wenig mitgeholfen habe.
Die Episoden aus früheren Jahren eröffnete Bürgermeister Helmut Baust, der seine Eindrücke vom ersten Besuch aus dem Jahre 1991 kundtat und freute sich, dass diese Partnerschaft von Vertrauen geprägt sei. Auch Rudolf Uebelhör blickte auf den Werdegang der Partnerschaft zurück und Weinböhlas stellvertretender Bürgermeister Detlef Arnold brachte als Feuerwehrmann vor allem die Treffen mit den Oftersheimer Wehrleuten ins Gespräch.
Und so wurde im Verlauf des gelungenen Abends mit einem schmackhaften Abendessen nicht nur das „Badnerlied“ gesungen, sondern viele Gespräche geführt, wobei jeder Tisch von Gemeinderäten beider Seiten besetzt war.
Das Rahmenprogramm übertraf alles – Kurpfälzer mit Seggsch vertraut gemacht
Partnerschaftstreffen leben nicht nur vom intensiven Austausch von Meinungen, sondern vielmehr auch vom Rahmenprogramm. Und da boten die Weinböhlaer ihren Oftersheimer Gästen mal wieder „Köstlichkeiten“. Weinböhla und Umgebung wurde einfach lieb gewonnen und bleibt in allerbester Erinnerung zurück.
Das fing schon bei der ersten Rundfahrt durch die Partnergemeinde an und auf der Fahrt nach Dresden. Das Treffen auf dem Neumarkt zur Orgelandacht in der Frauenkirche wurde von allen Teilnehmern begeistert aufgenommen. Bei der Abendandacht mit anschließender zentraler Kirchenführung erfuhr man viel über Geschichte und Wiederaufbau der Frauenkirche und die Gestaltung und Symbolik des Kirchraumes. Die Orgelmusik war für einige Teilnehmer zwar gewöhnungsbedürftig, doch muss man es einfach gesehen und gehört haben.
Das Wort „Highlight“ soll man zwar nicht so oft verwenden, doch die Fahrt zur Festung Königstein war zweifelsohne ein eben solches. Die Festung Königstein, als Burg böhmischer Könige vor über 750 Jahren gegründet, steht für eine wechselvolle und spannende Geschichte. Es ranken sich zahlreiche Mythen um Begebenheiten auf diesem gigantischen Bollwerk aus Fels und Stein. Mit 9,5 ha ist der Königstein die größte Bergfestung Europas. Früher uneinnehmbar, wird sie heute von hunderttausenden Besuchern erobert. Ihre einmalige Lage auf einem über 50 Meter hohen senkrechten Tafelberg erlaubt unvergessliche Ausblicke auf die bizarre Felslandschaft der Sächsischen Schweiz und das sich 200 Meter tief gelegene Elbtal. Viele interessante Ausstellungen aus der Festungsgeschichte sind zu besichtigen, ja die ganze Festung ist ein riesiges Freilichtmuseum.
Und dann der Kommandanten-Brunch, urig schlemmen nach Herzenslust in den „Kasematten“. Diese kulinarische Zeitreise mit einem Kommandanten, dem man nicht zu widersprechen wagte. Er hatte immer Recht. Die Ohren wurden gespitzt und man lauschte seinen Späßen und durch seine kostümierten Ordonanzen wurden die Gäste aufs Vortrefflichste bedient. Die Rückfahrt führte über den Ort Königstein, Bad Schandau, Dresden und Moritzburg, wo man einen Blick auf die gleichnamige Burg erhaschen konnte.
So richtig im Sinne der Bärschormejsdor war der Abschlussabend im Zentralgasthof, wo besonders die Junggemeinderäte darüber staunten, dass die Weinböhlaer Kollegen von Parlamentariern und Abgeordneten sprachen, aber die Auflösung des Sprachtests zur Erlangung der doppelten Staatsbürgerschaft im Mittelpunkt stand. Hauptamtsleiterin Julia Schneider und ihr Mann hatten dazu aufgerufen. Wussten die Oftersheimer Gäste noch, dass ein „Biordäggl“ eben ein Bierdeckel oder ein „Bardeiuffdrach“ ein Parteiauftrag ist, taten sie sich mit „Gorschnsieor“ (Korkenzieher) oder „Bärschdsiesche“ (Bergziege) schon schwerer. „Sisnizuglom“ (es ist nicht zu glauben), was dieser Test für Spaß machte.
Wer am Abend noch zur Mitternachtsstunde ins Hotel kam, der wurde mit einem Feuerwerk überrascht, ehe am Sonntagmorgen die Fahrt nach Meißen anstand. Schon am Waldhotel erhielten die Oftersheimer von Bürgermeister Franke den „Sächsischen Geist“ als Geschenk (auch die Oftersheimer hatten Präsente dabei) überreicht. Vorbei an Schloss Lauben, Albertturm, der renovierten Mittelschule, dem Zentralgasthof, Nassauhalle, erläuterte Franke die Infrastruktur der Gemeinde, Bahnverbindungen, Rathausplatz und das Vereinswesen, ehe Meißen erreicht wurde.
Dieses beliebte Ausflugsziel wurde unter der souveränen, sehr interessanten und angenehmen Führung der Stadtführerin Walfriede Hartmann zu einem weiteren historischen Erlebnis. Von der Nicolaikirche in einen Weinberg bis hoch zur Albrechtsburg ging der Spaziergang, ehe sich die Teilnehmer in einer der schönsten Hotelanlagen im Herzen vom Meißen, zwischen Dom und Albrechtsburg, in der „Böttgerstube“ des Burgkellers auf der großen Sommerterrasse das Mittagessen und den Ausblick genossen.
Den ehrlichen Dank übermittelte Bürgermeister Helmut Baust seinem Amtskollegen und Mitarbeitern, dass man drei Tage bei Freunden verweilen durfte. Dank sprach Gemeinderat Oskar Jahn in einem kleinen Resümee an Bürgermeister Helmut Baust, Hauptamtsleiter Dieter Schmitt und Jens Volpp von der Verwaltung für die organisatorischen Vorbereitungen aus. Es war eine informative Weinböhlafahrt mit vielen interessanten Eindrücken und neuen Freundschaften.