Bereits im letzten Jahr wurde in der Hardtwaldsiedlung und im alten Ortsteil über der Bahn damit begonnen, das Oftersheimer Kanalnetz einzumessen. Auch in den vergangenen Wochen war wieder ein Messtrupp unterwegs und hat die Kanalisation zwischen Albert-Schweitzer-Straße, Max-Planck-Straße und Mannheimer Straße erfasst.
Das angewendete klassische Messverfahren der Tachymetrie garantiert sichere und genaueste Messwerte. Zunächst wird die Lage und Geometrie der Schachtbauwerke auf Grundlage von Gauß-Krüger-Koordinaten erfasst. Weiter vermessungstechnisch aufzunehmen sind die Sohlhöhe von Zu- und Abläufen, eventuell vorhandene Sohlsprünge, sowie die Nennweiten der ankommenden und abgehenden Kanäle. Anhand einer Bestandsdokumentation für jedes erfasste Schachtbauwerk können die Messdaten ausgewertet und in das im Entstehen befindliche digitale Kanalkataster der Gemeinde eingepflegt werden.
Als willkommenes „Nebenprodukt“ der Vermessung erhält man zusätzlich Angaben zum Straßenraum (Verlauf von Fahrbahnrand und Gehweg, Lage der Sinkkästen), nebst zugehörigen Höhen. Diese Daten werden ebenfalls in das Kataster übernommen.
In einem zweiten Schritt und basierend auf den Vermessungsergebnissen erfolgt nun die optische Zustandskontrolle des Abwassernetzes. Selbige wird vom Gesetzgeber mit der Eigenkontrollverordnung des Landes Baden-Württemberg eingefordert. Danach ist das Kanalnetz innerhalb von zehn Jahren einmal visuell zu erfassen. Die letzte vollständige Netzbefahrung wurde Anfang bis Mitte der 90er Jahre ausgeführt, sodass hier ein Handlungsbedarf angezeigt ist.
Bei der optischen Untersuchung wird jede einzelne Kanalhaltung mit einer auf einem speziellen Fahrwagen montierten Kamera inspiziert. Neben Aussagen zu Rohrwerkstoff und -dimension, Art und Anzahl vorhandener Seitenzuläufe (Hausanschlüsse, Straßenabläufe) erhält man zusätzlich Informationen über eventuell vorhandene bauliche Mängel (Risse, Lageabweichungen, Undichtigkeiten) und betriebliche Besonderheiten (Ablagerungen, Wasserrückstau).
Diese Daten münden in einer Zustandsbewertung für die Oftersheimer Kanalisation. Kurz- und mittelfristig anstehende bauliche Maßnahmen können so zielgerichtet geplant und u.a. in Abstimmung mit den Belangen der Sanierung der Ortsstraßen durchgeführt werden. Weiterhin dienen die gewonnenen Erkenntnisse als Grundlage für die jährliche Kanalreinigung.
Da beide Arbeitsschritte zeitaufwändig und kostenintensiv sind, geht die Verwaltung derzeit von einem Bearbeitungszeitraum bis zum Jahr 2010 aus. Danach werden die händisch gezeichneten Papierpläne wohl endgültig der Vergangenheit angehören und die Oftersheimer Unterwelt präsentiert sich dem EDV-Anwender zeitgemäß per Mausklick und in Farbe.