Im Rahmen einer Feierstunde im Bürgersaal am Donnerstag letzter Woche wurde der langjährige Leiter des Oftersheimer Polizeipostens, Polizeihauptkommissar Wolfram Müller, in den Ruhestand verabschiedet. Die Schwetzinger Zeitung berichtete in ihrer Samstagsausgabe wie folgt darüber:
„Schutzmann im eigentlichen Sinne“
„Schutzmann“ – schön, dass man diesen zugegebenermaßen etwas antiquiert wirkenden, dennoch sehr treffenden und alles sagenden Begriff für „Polizist“, zumal mehrfach am Donnerstagabend, einmal wieder hören durfte.
In eine von der Grundstimmung her eher heiteren Veranstaltung gebettet wurde der langjährige Polizeipostenleiter Polizeihauptkommissar Wolfram Müller – an diesem Abend ein letztes Mal in Uniform – aus einem langen, aufregenden und engagierten Polizistenlaufbahn in den wohlverdienten Ruhestand verabschiedet. Und wie beliebt der just 60 Jahre alt gewordene gebürtige Schwabe bei seinen Kollegen, der Verwaltungsspitze und den Bürgern der Gemeinde war, ist und auch sein wird, das machte die stattliche Besucherzahl im Bürgersaal des Verwaltungsgebäudes deutlich.
Polizeidirektor Karl Himmelhan hob, auf die Laufbahn von Müller eingehend, hervor, bezüglich der Schnelle der beruflichen Entwicklung habe er in seiner bisherigen Laufbahn keine vergleichbare gesehen: „Das war eine sensationelle Karriere im mittleren Dienst!“ Himmelhan: „Der Beruf des Postenführers war Ihnen wie auf den Leib geschneidert, denn sie waren stets ein überzeugter Schutzmann“, ein Staatsbürger in Uniform, der tagtäglich seine Prinzipien vorgelebt habe. Der Polizeipräsident erinnerte aber auch an jene Tage, als es um die (letztlich nicht zu verhindernde) Schließung des Polizeipostens ging, in welchen er Seit’ an Seit’ mit Bürgermeister Helmut Baust und der Bürgerinitiative für den Erhalt dieser Institution gekämpft habe.
„Für ihn und seine Mitarbeiter war dies eine Niederlage und ein persönlicher Tiefschlag“, fasste Himmelhan treffend zusammen. Nach 39,5 Jahren im Dienst – die vier Jahre bei der Bundeswehr mitgerechnet – werde er nun für 40 Jahre im Staatsdienst geehrt, und so stünde ihm eigentlich ein Tag Sonderurlaub zu – da er aber am (gestrigen) Freitag seinen letzten Arbeitstag habe, müsse er diesen Sonderurlaubstag bei seinem neuen „Chef“, seiner Ehefrau, einfordern, scherzte der Polizeipräsident. Gehe nun, wie erwähnt, eine tadellose Karriere zu Ende, so verliere man ihn, den Unruheständler in spe, nur sehr ungern. Bürgermeisterstellvertreter Oskar Jahn lobte Polizeihauptkommissar Wolfram Müller als Institution, als vorbildlichen Bürger, der in seinen Jahren in Oftersheim einen großen Eindruck hinterlassen habe, er habe gezeigt, wie gut man als Polizist in der und mit der Bürgerschaft leben könne. Jahn ging ebenfalls auf den, wie er es treffend nannte, „Trauertag“ ein, als der Oftersheimer Polizeiposten geschlossen wurde. Er appellierte in diesem Zusammenhang mit allem Nachdruck nochmals an die Landesregierung, diesen Beschluss dereinst wieder rückgängig zu machen – schließlich habe Oftersheim bald, wenn Nord-West abgeschlossen ist, an die 12 000 Einwohner. Und eine Gemeinde dieser Größe brauche eine effiziente Polizei – und zwar vor Ort, hoffte Jahn auf die Vernunft der Entscheidungsträger in Stuttgart.
Und doch – auch im „Schwetzinger Exil“ habe Wolfram Müller nie aufgehört, die Interessen der Oftersheimer wahrzunehmen, und auch als häufiger Gemeinderats-Sitzungsbesucher zeige er, dass er nicht nur ein „Wohnbürger“ sei, sondern jemand, der Oftersheim mitgetragen habe. Jahn: „Das ist für uns ein ungeheurer Ansporn gewesen, ihre Präsenz war und ist uns außerordentlich wichtig!“ Peter Henn, Vorsitzender des Personalrats der Polizeidirektion Heidelberg, lobte ebenfalls das zurückhaltend-freundliche, immer präsente Wesen von Polizeihauptkommissar Wolfram Müller und sprach sich, auf die derzeitigen Diskussionen anspielend, auf eine Beibehaltung des Pensions-Eintrittsalters von 60 Jahren aus.
„Wir könnten von einem Kaliber eines Wolfram Müller noch einige mehr vertragen“, lobte Henn. Hans-Peter Müller, stellvertretender Leiter des Polizeireviers Schwetzingen – ebenfalls in Bälde wohlverdienter Unruheständler–, gab seinem scheidenden Kollegen lobende und dankende Worte mit auf den Weg und deutete die Unterschriftenaktion gegen die Schließung des Polizeipostens als deutliche Wertschätzung seiner Arbeit in der und für die Gemeinde.
Lobende Worte kamen auch vom Feuerwehrkommandanten Rüdiger Laser sowie vom DRK-Ortsvereinsvorsitzenden Volker Schnabel, die beide das hervorragende Miteinander der Rettungsinstitutionen der Gemeinde hervorhoben. An einem Abend, an dem Wolfram Müller zum letzten Mal in Uniform seinen Dienst tat – als Polizist mit Leib und Seele. Als Schutzmann.
Markus Wirth, Schwetzinger Zeitung