Ein „Mach´s gut“ und „Vergelt´s Gott“, das von Herzen kam
Es war mehr als das berühmte und viel zitierte lachende und weinende Auge zugleich, mit welchen Schulleiter Walter Pfister seine Verabschiedung aus dem Amt erlebte.
So wankte der beliebte Pädagoge angesichts der zahllosen Darbietungen und Dankesworte zwischen dem Stolz und der Leidenschaft auf und zu seiner Profession und die Zuneigung zu den vielen Menschen, die kamen, um ihm „Ade“ zu sagen. „Dass Sie in den Ruhestand gehen, können Sie selbst noch nicht glauben, haben Sie mir erzählt“, so eröffnete Konrektorin Brigitte Baust die Abschiedszeremonie. „Doch in wenigen Tagen werden Sie zum letzten Mal die Schultür abschließen“, ergänzte sie und blickte ihrem Kollegen dabei mit einer Träne im Auge entgegen.
Vielleicht aber sei dieser Augenblick auch von Erleichterung begleitet, „Erleichterung, dass Sie die enorme Verantwortung abgeben dürfen.“ Dazu die Vorfreude, „auf ungeahnte Freiräume“ und „endlich Zeit für Familie, Freunde und Hobby.“ Zwei Jahrzehnte habe er die Geschicke der Schule geleitet, in dieser Zeit habe er sich Schülern, Kollegium und Außenstehenden als fürsorglicher, warmherziger und humorvoller Vorgesetzter erwiesen. Charaktereigenschaften, die ihm auch Frank Schäfer vom Amt für Schulaufsicht und Schulentwicklung bestätigte: Für den Direktor des Amtes stehe der Name Pfister für „P wie Passion und Leidenschaft, F für Format und damit der Inbegriff eines gestandenen Schulleiters, I für Ideenreichtum, S für sozial und T für Tatendrang. Dazu kommt das E für Energie und das R für Ruhe.“
Letztere werde Walter Pfister nun wohl zur Genüge haben, auch wenn keiner der anwesenden Menschen im evangelischen Gemeindezentrum bezweifelte, dass Walter Pfister diese sicherlich gegen ein aktives Pensionärsleben eintauschen werde.
Für die Kolleginnen des nun aus dem Amt scheidenden Schulleiters daher der beste Grund, ihm ein Fahrrad aus Hefeteig zu schenken. Mit einem Augenzwinkern versteht sich – das „echte“ Rad werde nachgeliefert. Geschenke prägten auch die Abschiedsgesten der beiden Seelsorger der Gemeinde, mit welchen Walter Pfister in den vergangenen Jahrzehnten ebenfalls eine gute Zusammenarbeit pflegte. So hatte Dekan Wolfgang Gaber sogar eigens im alten, Oftersheimer Elternhaus den alten Tornister ausgegraben. Er dankte der „engagierten Persönlichkeit, dem überzeugten Christ und dem aktiven Kommunalpolitiker“, für alles „was du getan hast“. Ein „Vergelt´s Gott zum Abschied“ und die Gewissheit, dass etwas bleibt: „Was das ist, wenn man Abschied nimmt? Das was man verschenkt hat. Du hast Freude an die Menschen verschenkt.“ Zum Dank erhielt Walter Pfister ein goldenes Glöckchen der katholischen Kirche.
Auch Pfarrer Martin Joos bedankte sich bei dem scheidenden Schulleiter und erinnerte an die Chancen, die auch ein Ruhestand mit sich bringen: „Gottes Segen und gönne dich dir selbst, nicht immer, nicht oft aber immer wieder einmal.“ Von seiner Nachfolgerin im Amt erhielt er einen Schlüssel: „Vielleicht kann er die alte Lebensphase abschließen, vielleicht schließt er aber auch eine neue Phase auf.“ Für Bürgermeister Helmut Baust ging eine Ära zu Ende, die am 20. Juli 1987 begonnen hatte. An diesem Tag trat Walter Pfister seine Position als Rektor der Schule an. Der gebürtige Hockenheimer hatte in Heidelberg studiert und seine berufliche Karriere 1965 an der Volkschule Höpfingen/Buchen begonnen. 1972 wechselte er in der aktiven Familiengründungsphase an die Theodor-Heuss-Schule in Oftersheim. Auch Brühl stand im Jahr 1986 auf seinem Programm: Seine Berufung als Rektor an die Friedrich-Ebert-Grundschule folgte ein Jahr später. „Herr Pfister, Sie waren hier am richtigen Platz – Sie waren in all ihren Positionen ein Glücksfall für die innere und äußere Schulentwicklung in Oftersheim“, so Baust und bestätigte ihm zugleich die gute Arbeit mit den Kindern: „Man wird hier als Kind bestens ausgestattet für das weitere Leben.“ Voll des Lobes waren auch Elternbeiratsvorsitzender Tillmann Hettinger, Hans Klemm (Theodor-Heuss-Schule) und Walter Imhof, der die Abschiedsgrüße aller Schulleiter der Region überbrachte.
Brigitte Jahn als älteste Kollegin der Schule überbrachte auch die Dankesworte des Kollegiums: „Sie sorgten dafür, dass wir uns hier nie wie in einem Laufrad fühlen mussten“ und erinnerte an seine Tugenden wie Beständigkeit, Fleiß und Zuverlässigkeit. So viel Ehrung und gute Worte brachten Walter Pfister zum Schmunzeln. Angesichts des starken Gewitters während der Abschiedsfeier, das von strahlendem Sonnenschein gefolgt wurde, befand er, das Mystiker hieraus wohl vieles hätten lesen können. So bliebe ihm aber nur das Zitat des Don Camillo: „Herr vergib ihnen, dass sie so maßlos übertreiben. Und mir, dass ich es so gerne höre.“ Sein Dank galt allen, die ihn auf seinem Weg begleitet hatten, insbesondere aber seiner Frau Erika.
(Anke Koob, Bericht veröffentlicht in der SZ am 21.07.07)