Wo gehobelt wird . . . da entsteht feinstes Sauerkraut nach alter Sitte
Was Großmutter noch wusste: Ernährung in der so genannten guten alten Zeit / Schwerpunkt beim Museumstag: "Haltbarmachen von Lebensmitteln"
Reich an Steinen waren die Vorratskammern der Menschen noch vor weniger als 50 Jahren: Mirabellen, Kirschen und jedes andere Obst, welches im Spätsommer in die Einmachgläser der Menschen wanderte, hatten von eben diesen viele vorzuweisen. Wie groß die Auswahl trotz der oft bettelarm wirkenden Küchen war, bewiesen am vergangenen Wochenende die Mitglieder des Heimat- und Kulturkreises mit ihrer Präsentation "Haltbarmachen von Lebensmitteln".
Die Sonderausstellung stand im Mittelpunkt des diesjährigen Museumstags und war damit wiederum Magnet und Anziehungspunkt für viele Ausflügler am 1. Mai.
"Wir haben in diesem Jahr wohl alle Besucherrekorde gebrochen", freute sich Klaus Mischkewitz, Leiter des Heimatmuseums, der mit seinen fleißigen Helfern im Arbeitskreis Museum den Aktionstag organisiert hatte.
Zu Recht, wie die Besucherinnen und Besucher des Museumstages bestätigten, denn auch in diesem Jahr hatten die Organisatoren dem "alten" Leben wiederum so viel Lebendigkeit eingehaucht, dass es nicht zu "musealem Wissen" verkam, sondern schlicht beeindruckte. "Darf ich auch mal?", lautete daher die wohl am häufigsten gestellte Frage der Kleinsten, wenn Irmingard Leonhardt Bohnen durch die Schnibbelmaschine leierte. "Klar", lautete ihre Antwort und sie freute sich, dass es Kindern heute wieder Spaß bereitet, Stangenbohnen klein zu schneiden und sie so fürs saure Einlegen vorzubereiten. "Die werden jetzt Schicht für Schicht in das Tongefäß eingelegt.
"Salz dazu und kräftig drücken, dann gibt es bald leckeres Bohnengemüse", führte sie dem staunenden Publikum vor und erklärte zugleich die milchsaure Vergärung von Weißkohl zu Sauerkraut. Auch Friedl Vobis beeindruckte mit ihrem Wissen aus längst vergangenen Zeiten, indem sie das Rezept für gekörnte Brühe verriet und erklärte, wie früher die eierlose Zeit überbrückt wurde.
"Hühner legen traditionell eine Legepause ein, dann gibt es einfach keine Eier. Heute bekommen sie spezielles Futter", so erzählte sie und dokumentierte übliche Aufbewahrungsweisen wie die Eier in Wasserglas. Auch das Haltbarmachen in Dosen und die Räucherei wurden demonstriert, Rudi Padur und Joachim Leonhardt hatten sich hier engagiert. Für die Kleinsten gab es auch in diesem Jahr wieder Zicklein mit ihren Müttern zu bewundern und Holzstämme zu sägen sowie mittels eines Museumsquizes schöne Sachpreise zu ergattern.
Ein Korbmacher hatte sich ebenfalls im Schatten des Hauses in der Mannheimer Straße niedergelassen und verkörperte so das Bild alter Handwerksberufe, die auch durch einen leibhaftigen Schuhmacher, Zigarrenmacher und Schreiner lebendig erhalten wurden. Für besonders Mutige gab es auch die Möglichkeit, sich an einem schönen Stück Sandstein zu versuchen und damit Fachmann Günter Fath nachzueifern.
Dieser hatte sein Können überdies in Form einer Sandsteinplakette demonstriert. Sie zeigt künftig die 1972 in Oftersheim gefundene Zierscheibe der Merowingerzeit, die heute als Erkennungszeichen für das Museum gilt. Die Plakette wird im Museum einen Platz finden. Neu war sicherlich auch die Präsentation einer riesigen Baumscheibe - ein Stück der Oftersheimer Friedenslinde. Die Platte wird für Informationen genutzt werden.
A. Koob