Arbeit vermitteln, wo arbeiten Spaß macht
In den neuen Räumen schlägt sich der Wandel hin zum Dienstleistungsbetrieb nieder
Hell, freundlich und von einladendem Ambiente: Das neue Kundenzentrum der Bundesagentur für Arbeit in der Scheffelstraße vermittelt einen fast schon fröhlichen Eindruck, der für viele Besucher wohl etwas im Kontrast zu dem eher unerfreulichen Anlass steht, aus dessen Grund sie es betreten. Doch der Widerspruch ist keiner, das freundliche Interieur gewollt, es macht auf den ersten Blick den Wandel vom Arbeitsamt früherer Tage hin zum modernen Dienstleistungsbetrieb deutlich.
Christian Greiner, der Leiter der Agentur für Arbeit Mannheim, brachte es am gestrigen Tag, bei der Eröffnung der neuen Räume, mit wenigen Daten auf den Punkt: Die Agentur wird nach betriebswirtschaftlichen Maßstäben gemanagt, 75 Prozent aller Arbeiten sollen taggleich erledigt werden, die Dauer bis zum ersten Termin beim Arbeitsvermittler soll für einen Arbeitssuchenden nicht länger als zehn Tage betragen. Vorgaben, die nur durch eine neue Organisation, nur durch die Fokussierung der Arbeitskraft auf die Vermittlung, nur durch das Kundenzentrum zu leisten sind.
Gegenüber den zahlreichen Gästen der Eröffnungsfeier, darunter Schwetzingens OB Bernd Junker, MdB Olav Gutting, MdL Rosa Grünstein, Stefan Rebmann, Vorsitzender des DGB Rhein-Neckar, einige Bürgermeister aus dem Sprengel, Vertretern aus Wirtschaft und Verbänden sowie verschiedener Ämter, stellte Greiner die Frage in den Raum, weshalb die Arbeitsagentur angesichts zurückgehender Arbeitslosenzahlen die neuen Räume überhaupt benötige.
Der Grund liegt für Greiner auf der Hand: Hartz IV, die Zusammenlegung von Arbeitslosengeld und Sozialhilfe, letzteres eine Aufgabe, die zuvor beim Kreis erledigt wurde, brachte die Räumlichkeiten in der Boschstraße an den Rand ihrer Kapazitäten. Mit Provisorien wurde die Zeit überbrückt, die Mitarbeiter gingen ihrer Arbeit teilweise in Containern nach, derweil fieberhaft nach einem neuen Haus gesucht wurde. Eine Suche, die nicht vom Erfolg gekrönt war, die einen Kompromiss ergab: Der Standort Boschstraße bleibt erhalten, in unmittelbarer Nähe, in der Scheffelstraße 34/36, wurden neue Räume angemietet. Während in dem neuen Kundenzentrum der Bereich Arbeitslosengeld angesiedelt ist, bleibt der Bereich der Sozialhilfe in der Boschstraße. Doch außer dem räumlichen Unterschied gibt es keinen, in beiden Häusern herrscht die gleiche, freundliche und offene Atmosphäre.
Greiner streifte sodann, angesichts der aktuellen Arbeitsmarktdaten aus seinem Bereich eine erfreuliche Aufgabe, die Situation auf dem Arbeitsmarkt. Zwar habe der Bezirk Mannheim mit 7,1 Prozent noch die höchste Arbeitslosenquote im Land, dennoch sei die Entwicklung erfreulich, immerhin ging die Quote gegenüber dem Vorjahr um 2,5 Prozentpunkte zurück. In Schwetzingen, 5,2 Prozent, und Weinheim, 4,4 Prozent, sieht die Lage noch rosiger aus. Allgemein gelte, so Greiner, dass die Städte Mannheim und Ludwigshafen unter dem Strukturwandel am meisten zu leiden hätten, die Arbeitslosigkeit im ländlichen Raum geringer sei als in den Städten und der erstarkende Dienstleistungssektor den Schwund im Bereich des produzierenden Gewerbes nicht kompensieren könne.
Sorge bereiten Greiner die Langzeitarbeitslosen, wohingegen es im Bereich der Jugendarbeitslosigkeit und der älteren Arbeitnehmer Entspannungssignale gebe: Der demographische Wandel macht sich bemerkbar, um die Jugend wird gebuhlt und ältere Arbeitnehmer seien mit Auffrischungskurse leicht fit zu machen für den Arbeitsmarkt.
Doch ob mehr oder weniger Arbeitslose, mit der neuen Organisationsstruktur hat das Kundenzentrum die Arbeit im Griff. Gegliedert in drei Bereiche, den Empfang, hier werden einfach zu lösende Aufgaben bewältigt, die Eingangszone, der Bereich schwierigerer Vorgänge, und den Back-Office-Bereich, er dient der individuellen Beratung und Vermittlung, wird Freiraum geschaffen. Ein Telefon-Service-Center, mit 90 Leuten besetzt, schafft zudem Kapazitäten, so dass sich die Vermittler ihren Kunden noch intensiver widmen können.
Ein Punkt, den Klaus Kuhn, der Leiter der Schwetzinger Agentur für Arbeit, nur bestätigen konnte. Immerhin, in Schwetzingen brauchen Kunden im Schnitt nur fünf Tage auf einen ersten Termin bei der Arbeitsagentur zu warten, neun von zehn Fällen würden taggleich erledigt. Überhaupt, für Kuhn ist die Entwicklung erfreulich, die Arbeitslosenzahl sank aktuell unter 3000, die Quote von 7,9 Prozent im März 2006 auf 5,2 Prozent in diesem Monat. Die Geschäftsprozesse seien optimiert und grundsätzlich gelte das Motto "fördern und fordern".
Lob für die Mitarbeiter, die die Zeit der Provisorien und des Umzugs klaglos bewältigten, gab es von Andreas Chalvatzis, dem Vorsitzenden des Personalrats der Agentur für Arbeit Mannheim und OB Bernd Junker bedankte sich für das Vertrauen in den Standort Schwetzingen. Angesicht der neuen Räume sprach er von einer gelungenen Sache, deren freundliches Ambiente gut mit den aktuellen Arbeitsmarktdaten harmoniere.
Andreas Wühler, SZ

