Nach vielen Jahren der Planung, der Diskussion innerhalb und außerhalb des Gemeinderats, hat der Gemeinderat heute über die Umlegung eines neuen Baugebietes zu entscheiden. Mit der heutigen Entscheidung verfolgen wir keineswegs ehrgeizige Bevölkerungswachstumsziele. Es geht vielmehr im wesentlichen darum, dass wir jungen bauwilligen Familien auch in Oftersheim die Möglichkeit des Bauens bieten, dass sie nicht weiterhin aus Oftersheim wegziehen, im Gegenteil, dass junge Familien nach Oftersheim kommen können und dass wir der rückläufigen Einwohnerentwicklung der letzten 25 Jahre entgegensteuern.
Oftersheim ist die einzige Gemeinde in unserem Raum, die Einwohner verloren hat. -800 seit 31.03.1975 – andere Städte und Gemeinden haben 400 bis 4000 Einwohner zugelegt. Auf die finanziellen Auswirkungen als Folge der Altersstruktur unserer Einwohner und auch des Einwohnerrückgangs habe ich bereits mehrmals hingewiesen. Oftersheim war stets sehr zurückhaltend bei Baulandumlegungen. Wir haben auch vorrangig versucht, innerörtliche Baulücken zu erschließen. Doch auch diese Verdichtung hat ihre Grenzen. Schöne große Hausgartengebiete gehen verloren, jede Bebauung zieht Probleme sowohl im fließenden, als auch im ruhenden Verkehr nach sich. Nun, so meine ich, müssen wir im Interesse einer kontinuierlichen Weiterentwicklung unserer Gemeinde auch den Mut aufbringen, Flächennutzungsplangebiete zu erschließen. Natürlich wissen wir, dass die prognostizierte Bevölkerungsentwicklung langfristig rückläufig ist. Doch dies bedeutet nicht, dass analog auch der Bedarf an neuen Wohnungen zurückgeht. Es sind sehr große regionale Unterschiede zu beachten. Gerade in Verdichtungsräumen besteht nach wie vor ein Wohnungsdefizit, und für Gemeinden zwischen 2.000 und 20.000 Einwohnern wurde der höchste Wohnungsneubedarf prognostiziert. Wo sollen die vielen Zuwanderer, Berufsspezialisten, eine Wohnung in der Nähe ihrer Arbeitsstätte finden, die nach der Empfehlung der von der Bundesregierung eingerichteten Kommission nach Deutschland kommen sollen?
Wir dürfen auch nicht verkennen, dass es nach wie vor der Wunsch vieler junger Menschen ist, in einem eigenen Heim mit Garten zu wohnen. In jeder Stadt, in jeder Gemeinde entsteht so im Laufe der Jahre ein Eigenbedarf, der zu befriedigen ist.
Wir dürfen nicht den Eindruck erwecken, wir haben unsere Häuser und Wohnungen, und nun bewegt sich nichts mehr, obwohl uns nach dem Flächennutzungsplan von 1983 noch ca. 33 ha für Erweiterungsflächen zur Verfügung stehen. Stillstand bedeutet in aller Regel auch Rückschritt. Nicht nur den Augenblick zu sehen, sondern die Weichen für eine sinnvolle, mittelfristige Weiterentwicklung zu stellen, ist Aufgabe von uns allen. Über die Prioritäten lässt sich mit gutem Recht streiten. Doch ich denke, unsere Einwohner haben nach einer langen, zum Teil sehr konträren Diskussion nun auch ein Anrecht darauf zu erfahren, ob und wie es weitergeht. Ich meine deshalb, wir dürfen uns einer Entscheidung über die bauliche Weiterentwicklung nicht länger verschließen. Ich sage auch und gerade heute, dass ich im Sinne einer Entwicklung mit Maß und Ziel vorrangig für eine Umlegung des Gebietes zwischen „Leimbach und Schule“ eintrete.
Die Nähe zu unseren öffentlichen Einrichtungen wie Schulen, Kindergärten und Sportstätten.
Die Situation des innerörtlichen Einzelhandels, die sich verbessern würde, wenn wir diesseits der Bahn Kaufkraft binden könnten.
Die Sorge, dass sich viele der Neubürger im Gebiet „Nord-West“ wirtschaftlich nach Schwetzingen orientieren.
Das sind nur wenige der Gründe, die mich zunächst zu der Überzeugung kommen lassen, dass zunächst das Gebiet „Leimbach/Schule“ umgelegt werden sollte.
Aufgrund der öffentlichen Diskussionen in den letzten Monaten, ist zu vermuten, dass sich die Waagschale zugunsten des Baugebiets „Nord-West“ neigt. Sollte es so sein, werde ich diese Entscheidung unvoreingenommen mittragen. Denn oberste Priorität hat, nach meiner persönlichen Einschätzung, dass wir im Interesse der Weiterentwicklung unserer Gemeinde eine Baulandumlegung beschließen.
Ich halte den Zeitpunkt für gekommen, jetzt eine Entscheidung zu treffen, die den Bauwilligen, der Verwaltung, die allen Einwohnern Zukunftsperspektiven aufzeigt und eine lange Wegstrecke der Ungewissheit, zum Teil beladen mit sehr emotional geführten Diskussionen, beendet.