Der Lotse geht von Bord - die Träne im Knopfloch bleibt
Am vergangenen Freitag wurde der Rektor der Theodor-Heuss-Schule, Hans Klemm, nach 17 wirkungsreichen Jahren mit einer Feier verabschiedet
Gleichwohl der Freitag seinem Wesen nach ein ganz normaler Tag zu sein schien - in Oftersheim im allgemeinen und an der und für die Theodor-Heuss-Schule im besonderen war er ein ganz spezieller und wichtiger, wenngleich auch mit etwas Wehmut behafteter Tag, denn es ging eine 17 Jahre währende Ära zu Ende: Rektor Hans Klemm sagte "seiner" Schule, seinen Schülerinnen und Schülern, seinen Kolleginnen und Kollegen "adieu".
Ehrensache, dass es bei solch einem beliebten Schulleiter wie Hans Klemm nicht bei einem kleinen Abschiedsumtrunk mit einem Glas Sekt im Kollegenkreis bleiben sollte, wie er es sich in seiner ihm eigenen Bescheidenheit vielleicht insgeheim gewünscht hatte. Eher das Gegenteil war der Fall, wurde in der Aula und im Musiksaal der Lehranstalt seitens der Schülerinnen und Schüler, der Chöre und des gesamten Kollegiums nochmals die ganze Bandbreite einer würdigen Verabschiedungsklaviatur rauf und runter gespielt.
Und das Programm, um es vorweg zu sagen, konnte sich sehen und auch hören lassen. War der Grundtenor des Dargebotenen, passend zur sonnigen Witterung draußen, vorwiegend heiter, bald augenzwinkernd, bald mit einer ordentlichen Brise Humor gewürzt, so konnte jedoch eine über allem schwebende, gewisse Wehmut nicht verborgen werden - denn, wie erwähnt, einen solch beliebten "Chef", den lässt man nicht gerne gehen. Hans Klemm, das merkte man zudem, hinterlässt ein wohl bestelltes Feld, eine gut aufgestellte Schule, die in den vergangenen Jahren immer wieder einmal eine mustergültige Vorreiterrolle auf so manchen neuen Feldern spielen sollte - Stichworte integrative Klassen mit der Comeniusschule Schwetzingen und die mittlerweile auf den Weg gebrachte Ganztagesschule.
Den Auftakt, gerade zuweilen in brasilianischem Rhythmengefüge, machte die Klasse 7 mit ihren "Boomwhakers" und anderen Percussionsinstrumenten, bevor Konrektor Georg Häffner die richtigen würdigenden Worte, passend auf den nach Leimen Scheidenden, fand. "Deine Schule", hob Häffner hervor, "möchte Dich nicht so einfach, still und leise gehen lassen", ging er auf die Verdienste von Hans Klemm in seiner 17 Jahre währenden Wirkungszeit, davon acht Jahre als Rektor, für die Theodor-Heuss-Schule ein. Ein Fest sei dies heute nur halbwegs, denn der Anlass sei weniger erfreulich, so Häffner an Klemm gewandt, jener nun "von der Ebene ins bergige Vorland" wechsle, künftig, metaphorisch gesprochen, Spargel und Tabak gegen Bier, Wein und Zement eintausche. Häffner: "Aber Schulleiter in einer Großen Kreisstadt, das ist ja auch etwas!" Klemm habe, durch seine offene und freundliche Art, viel erreicht, habe ein Gefühl des Miteinander und des Vertrauens geschaffen und stets ein gutes Gespür für die Menschen, mit denen er zusammen arbeitete, an den Tag gelegt. Ein Wechsel, so der Konrektor, könne auch Wachstum bedeuten. Beim sich anschließenden "Buchstabenspiel" zeigten die Schülerinnen und Schüler der Klassen 2, wie aus einem etwas sperrigen Namen wie "Johannes" durch Verschenken von vier Buchstaben der Name "Hans" geformt wird, zeigten die Mitglieder des Chors den frühen Werdegang ihres "Direx" auf mit dem lustigen Lied "Als er ein Baby war". Besonders großen Anklang fand auch die Comedian-Harmonists-Adaptation von "Wenn ich vergnügt bin", bevor nach einem klassischen Stück mit fließenden Bewegungsabläufen dann der Kanon "Viel Glück und viel Segen" in die Dankesworte eines sichtlich bewegten Schulleiters Hans Klemm überging. Er skizzierte nochmals seine 17 Jahre in Oftersheim, unterstrich die guten Beziehungen zum Lehrerkollegium einer- und zu den Eltern und der Gemeinde als Schulträger andererseits und hob hervor, in der Gemeinde sehr gerne seinen Dienst versehen zu haben.
Es folgte der "Erlkönig-Rap", bevor dann die gesamte Schülerschaft mit "Banuwa" einen afrikanischen Kanon intonierte, der mit sehr viel Gefühl und einem treibenden Rhythmus das schwungvolle Flair dieser schönen Veranstaltung noch untermauerte. Indes, für die Schülerinnen und Schüler war die Schule nun aus, sie konnten ins Wochenende starten, bevor dann im Musiksaal die Abschiedsfeier für Hans Klemm weitergehen sollte. Auch hier wurde nicht an lobenden Worten für den beliebten Pädagogen gespart, wurden seine Menschlichkeit und Gelassenheit in vielen Dingen, andererseits auch seine Weitsicht und seine Offenheit hervorgehoben. Den Anfang machte Brigitte Frei vom Amt für Schulaufsicht und Schulentwicklung des Rhein-Neckar-Kreises, die hervorhob, dass der Anlass, dass man heute hier zusammen gekommen sei, nicht der Ruhestand von Hans Klemm sei, sondern, dass er sich beruflich nur verändern wolle. Daher sei das Hauptaugenmerk des Tages auch nicht darauf gerichtet, was er, der Scheidende, in all seinen zahlreichen Funktionen für die Schule und den ganzen Schulamtsbezirk geleistet habe, sondern darauf, wie sich die Schule in der Ägide Klemm, seit Dezember 1997, als er Rektor wurde, weiter entwickelt habe. Er, Klemm, habe sich in alle den Jahren, gemeinsam mit den Schülern und Kollegen, neuen Aufgaben gestellt, habe den hervorragenden Ruf der Theodor-Heuss-Schule, auch weit über die Gemeindegrenzen hinaus, gesichert, dabei stets viele Neuerungen auf den Weg gebracht. Bürgermeister Helmut Baust erinnerte in seinen Dankesworten an Klemm an viele gemeinsame schöne Jahre, an gute Gespräche, in welchen es meist um das Geld gegangen sei, um Geld für die Schule. Baust nannte Klemm einen sehr guten Schulleiter, der neuen Entwicklungen stets positiv gegenüber gestanden sei. Pfarrer Martin Joos übermittelte die besten Wünsche, auch im Namen seines terminlich verhinderten Kollegen Benno Müller von der katholischen Pfarrgemeinde und schenkte ihm ein evangelisches Gesangbuch - "man weiß nie, ob man es nicht noch braucht!" Walter Pfister, Schulleiter an der Friedrich-Ebert-Grundschule, betonte nochmals, man habe stets gemeinsam gekämpft, habe sich nie als Kontrahenten angesehen, sondern als gleichberechtigte Partner, die in vielen bilateralen Gesprächen einiges auf den Weg gebracht hätten. Mit ebenfalls den besten Wünschen warteten Elternbeiratsvorsitzende Ulrike Weißling und der Vorsitzende des Vereins der Förderer der THS, Wolfgang Seelige auf, bevor dann zum Büfett geladen wurde.
Markus Wirth, SZ